Mittwoch, 12. Juli 2017

Frau Yoko und die ganz große Liebe zu Kellerfalten

Oh ja, ich bin bekennender Kellerfalten Fan. Ich liebe diese aufspringenden tiefen Falten, die dem Kleidungsstück einen lässigen Look verleihen.
 
Als daher der Schnitt "Frau Yoko" von Fritzi Schnittreif herauskam , war ich sofort Feuer und Flamme. Diese kurze Tunika mit halblangen Ärmeln und einer tiefen Kellerfalte am Rücken hat mich sofort begeistert.
 
Die Falte wird unterhalb der Rückenpasse angesetzt und verleiht dem Kleidungsstück einen Hauch lässiger Weite und umspielt schmeichelnd die Körpermitte.
  
Frau Yoko - Kellerfalte am Rücken
 
Richtig spannend wird es, wenn es um die Wahl des Stoffes geht. Denn bei diesem Schnitt entscheidet das Material über den Look.  
 
Ihr seht hier meine erste, eigentlich als Probeexemplar gedachte, Bluse aus dünnem grauem Baumwollstoff. Der Stoff ist ein normaler Webwaren Baumwollstoff mit einer gewissen Festigkeit.  Die Frau Yoko bekommt durch diese Stoffart einen groben,  geradlinigen Look, der gut zu schmalen Hosen oder Röcken passt.
 
Diese Vorliebe teilt auch Lara von 1000Stoff mit mir. Schaut gern hier auf Ihrem Blog vorbei. Sie hat sich eine Frau Yoko aus japanischer Double Gauze genäht mit einem besonderen Hingucker in der Kellerfalte, ein absolutes Lieblingsstück.
 
Frau Yoko - schlicht und geradlinig
 
Die Materialempfehlung des Schnittmusters hingegen lautet auf weich fallende Webware, wie Viskose, Seide, Satin, also kurzum alle Arten von "Flutschstoffen" (die, die gern unter der Maschine von den Nadeln flutschen) . Dadurch erhält die Frau Yoko einen femininen Look, der perfekt zu einer luftigen Sommergarderobe passt.
 
Ihr ahnt schon, dass ich das auf jeden Fall auch ausprobieren werde, liegt doch im hiesigen Stoffstapel noch ein wunderbar weich fallender Javanaise , perfekt für einen weich fallenden Blusenstoff.
   
Frau Yoko - aus Baumwollwebstoff
 

Was ist denn eigentlich eine Kellerfalte und wo kommt sie her?

Bei der sogenannten Kellerfalte stoßen die Brüche zweier zueinander gelegter Falten in der Mitte der Faltentiefe aneinander. Entlang jeder Bruchkante werden beide Falten an den unterliegenden Stoff angenäht. Am Ende dieser Naht, die sehr kurz, aber auch länger sein kann, bildet sich eine tiefe Springfalte, die zum Betrachter hin aufspringt. Die Kellerfalte ist somit die Kehrseite einer Quetschfalte. * Quelle: Wikipedia
 
Die Theorie hört sich sehr trocken an, ist doch aber auch ganz interessant. Tatsächlich ist diese Art der Falte im 18. Jahrhundert aufgekommen  und in Obergewändern eingenäht worden, um die nötige Weite für Reifröcke zu geben. Ich hingegen bringe diese Falte, gerade an der Rückseite von Oberteilen zunächst immer mit Trachtenjacken in Verbindung.  
 
 
 
 
Da ich hier diesen geradlinigen Schnitt mit einem schlichten grauen Stoff kombiniert habe, kombiniere ich das Outfit gern mit einem etwas auffälligerem Schmuckstück. Diese lange silberne Kette mit dem  runden Anhänger wirkt auf dem Stoff wunderschön.
 
 
Und das Wichtigste zum Schluß. Welche Änderungen habe ich selbst an dem Schnitt vorgenommen?
 
Ich trage bei gekauften Sachen Konfektionsgröße 42 bei einer Körpergröße von 1,80m . Diese Frau Yoko aus Webware habe ich in Größe L ohne Nahtzugabe ausgeschnitten. Da ich sie ausschliesslich mit der Overlock genäht habe, geht so vom Schnitt 0,7 cm durch die Naht ab. In der Länge habe ich drei Zentimeter zugegeben.
 
 
 
 
verlinkt bei RUMS
 
 
 

Montag, 3. Juli 2017

Und immer wieder mache ich gern die gleichen Fehler....

Nach einigen Jahren Näherfahrung weiß man eigentlich,  wie der Hase läuft. Sollte man meinen, oder? So zum Beispiel bei der Größenwahl eines Schnittes. Und trotzdem tappt man gern mal wieder in die gleichen Fallen.

Wie finde ich die richtige Größe für mein Nähprojekt?


Eine immer wieder gestellte Frage, die viele herumtreibt, wenn Sie sich einen Schnitt ausgesucht haben und nun das Projekt beginnen wollen. In den Beschreibungen ist stets eine Körpermaßtabelle mit angegeben, anhand derer man sich selber vermessen und dann die entsprechende Konfektionsgröße ablesen kann. Daran scheitern meist schon all diejenigen, die nicht den Norm Proportionen entsprechen und gern zwischen Oberweite und Hüfte sich über drei Konfektionsgrößen verteilen.

In meinem Fall habe ich das Glück, dass ich nach den Körpermaßtabellen immer in einer Konfektionsgröße lande und zwar passt es so 100%ig, dass ich eigentlich jubeln müsste. Allerdings ist diese Konfektionsgröße nicht die Größe, die ich bei den meisten gekauften Kleidungsstücken trage, sondern immer stets eine Größe mehr.

In solchen Fällen hilft immer, das Schnittmuster auf bereits gut sitzende Kleidungsstücke zu halten, um eine Gefühl für die Passgenauigkeit zu haben. Hinzu kommt, dass man anhand der Beschreibung und der Designbeispiele einen guten Blick für die Form des Kleidungsstück erhalten kann -sitzt es eher körperbetont oder leger.

Auch das habe ich schon, gefühlte hundert Mal, probiert und nach meinen Vorstellungen die Schnittmuster abgeändert. Und trotzdem passiert es dann beim Hundert und ersten Mal, dass ich wieder in alte Muster zurückfalle, mich auf die angegebene Tabelle und die Beschreibung, die immer wieder auf die Körpermaßtabelle verweist, verlasse und einfach los nähe, ohne kritisch zu hinterfragen.



So geschehen bei meinem ersten Testversuch mit der Sommerbluse von Leni Pepunkt. Der gepunktete Viskosestoff war ein Überbleibsel aus dem letzten Jahr und perfekt für dieses Projekt, aber leider eine Nummer zu groß. Selbst der weich fallende Stoff , vertuscht die falsche Größe nicht und so fühle ich mich definitiv nicht wohl in diesem Shirt.


Also noch einmal ran an die Maschine und das Ganze eine Nummer kleiner genäht. Diesmal aus einem butterweichen wunderbar fallendem Viskosestoff von Lara (aka 1000Stoff) . Und was soll ich Euch sagen? Der Schnitt gefällt mir super und in der richtigen Größe fühle ich mich darin pudelwohl.



Ich ärgere mich allerdings gern über mich selbst, hinterher, warum warst Du nur wieder so blöd, du weißt es doch vorher, warum .... ja warum habe ich einfach nicht auf meine Erfahrung gehört? Weil ich einfach zu schnell zu viel wollte.


Einfach schnell eine Sommerbluse nähen, Schnitt kopieren, schnell ausschneiden, fertig. Aber so geht es nicht. Es lohnt sich immer wieder lieber noch mal kritisch zu hinterfragen, habe ich den richtigen Schnitt, die richtige Größe, die richtige Stoffwahl für dieses Projekt, lieber noch mal eine Nacht drüber schlafen.


Und ich kann euch sagen, die Nähprojekte laufen ja nicht weg. Natürlich habe ich auch noch andere Blusen im Schrank, ich muss jetzt nicht im Hochsommer im Wollpullover auf die Straße. Und doch treibt dieser Ansporn ,möglichst schnell etwas zu nähen, oft in die falsche Richtung.




Ich hoffe, dass ich mir auch dieses Projekt wieder eine Lehre gewesen sein wird und ich es mir abgewöhnen kann, in alte Muster zurück zu verfallen. Bitte erinnert mich bei Gelegenheit immer wieder gern daran. 

Aber zum Schluß habe ich noch einen Goodie für Euch. Die gepunktete Sommerbluse würde ich gern an jemanden abgeben, der sich darüber freuen würde. Genäht habe ich die Bluse in Größe 44 . Die Oberweite des fertigen Stückes beträgt 112 cm. Da sie nach unten gerade verläuft ist die Weite an der Hüfte identisch.


Wer diese Bluse gern tragen würde, hinterlässt unter diesem Beitrag bis zum 07.07.2017 einen Kommentar. Ich lose dann aus.


verlinkt bei HandmadeonTuesday, Creadienstag, 12coloursofhandmadefashion,