Mittwoch, 11. Juli 2018

Brauche ich immer wieder neue Schnittmuster?

Der Markt für Schnittmuster ist groß. Suche ich ein Schnitt für ein bestimmtes Kleidungsstück werde ich schnell fündig. Denn ehrlich gesagt, suche ich meine Schnittmuster eher selten, sondern sie finden mich. Wie das?



Das Nähen hat in den letzten Jahren eine regelrechte Renaissance erlebt und so stieg mit der Nachfrage natürlich auch das Angebot an Schnittmustern. Neben den traditionellen Nähzeitschriften etablierten sich neue Herausgeber, die Auswahl an Schnitten von eigenen Labels/Designern wächst gefühlt täglich. Wenn ich im Buchladen vor dem Regal mit der Aufschrift "Hobby" stehe, bin ich immer wieder fasziniert, wie bunt und vielfältig die Literatur mit dem Nähtrend umgeht. Auch dort stehen immer wieder neue Bücher, die Schnittmuster zum Nachnähen enthalten.




Auch mein eigener Schnittmusterfundus steigt von Jahr zu Jahr. Ich bevorzuge Einzelschnittmuster, besitze aber auch einen ansehnliche Anzahl an einschlägigen Nähzeitschriften und das Bücherregal steht kurz vor dem Zusammenbruch. 


Da stellt sich unweigerlich die Frage: "Brauche ich wirklich noch weitere neue Schnittmuster?" 


Ich nehme als Beispiel T-Shirts. Genau nachgezählt habe ich natürlich nicht, aber bestimmt befinden sich in meinem Nähzimmer mehr als zehn Schnitte dazu. Von unterschiedlichen Körperlinien (tailliert, lässig, kurz, lang) mit allen Ausschnitts- und Ärmelformen. In jeder Nähzeitschrift ist garantiert ein Shirt-Schnittmuster und ich habe sogar ein Buch mit Baukastenprinzip und kann mir meine Shirts je nach Belieben selber zusammenstellen. Ehrlich, wozu brauche ich da noch weitere Shirt Schnittmuster?




Ich kenne inzwischen meine Figur, habe viele Schnittmuster ausprobiert, weiß in welcher Form ich mich wohl fühle und habe natürlich, wie jeder von uns, meine ganz persönlichen Vorlieben. ich bin bekennender Fan von Raglannähten. Auch dazu habe ich bestimmt vier unterschiedliche Schnittmuster bei mir liegen. Rein vom Verstand sage ich,  das reicht. Darunter gibt es besonders eins , das mir persönlich sehr gut gefällt und das ich gern immer wieder nähen werde. 


Aber ihr ahnt schon, worauf ich hinaus will, oder?


Irgendwie ist das dann doch nicht so? Es gibt dann immer wieder neue Schnittmuster, die natürlich nicht jedes Mal das Rad neu erfinden, wo aber immer eine Kleinigkeit anders ist. Man sieht die Muster und ist im Kopf angefixt von irgendeinem Detail, dass einen im Unterbewusstsein irgendwie angesprochen hat. Und schwupps , ist da dieser Drang, ich muss unbedingt auch mal dieses Schnittmuster ausprobieren.



Immer mal wieder etwas Neues ausprobieren, nicht auf der Stelle stehen bleiben, das liegt in der Natur der meisten Menschen. Und Näherinnen sind da definitiv besonders anfällig für (*lach*).

Und genau aus diesem Grund ist auch das Shirt No. 1 von JuniDesign bei mir eingezogen. Ich habe es mir tatsächlich jetzt erst gekauft, weil ich lange dachte, ich bräuchte nicht noch ein weiteres Schnittmuster. Aber tief drinnen in mir arbeite es immer weiter und dann habe ich einfach gemacht. Ich habe das Schnittmuster bei Nina gekauft und gleich ausprobiert. 


Diese Neugierde fasziniert mich immer wieder beim Nähen. Wie wird das Kleidungsstück letztendlich werden? Wird es mir gefallen oder werde ich eher enttäuscht sein? Werde ich es selber noch nach meinen Vorstellungen leicht abändern oder nähe ich genau nach Anweisung? 


Hier seht ihr mein zweites Shirt No. 1 aus einem tollen leuchtend Viskosejersey, den ich Dominique aus ihrem Stoffflohmarkt abkaufen konnte. Genäht in Größe L, genau nach Anleitung, ohne Änderungen. Bei diesem Schnitt waren es die beiden Raglannähte auf dem Rücken, die mich sofort angesprochen haben und die mir dann auch nicht wieder aus dem Kopf gingen. 



Und wenn ich ehrlich mit mir selber bin, wird es auch zukünftig so weiter gehen. Ich werde weiter beobachten, welche neue Schnittmuster auf den Markt kommen (dafür kann ich übrigens nur den Sonntagsschnack von Fredi empfehlen, die jeden Sonntag das Neueste aus der Nähszene wunderschön zusammenfasst), wenn mir dort etwas ins Auge springt, das mir gefällt, werde ich als Erstes die Frage stellen, brauche ich das Schnittmuster wirklich? Habe ich nicht schon ein Ähnliches? Ist diese wirklich so viel anders?

Und dann wird es auch weiterhin bestimmt immer wieder Schnittmuster geben, die sich im Kopf, im Unterbewusstsein, im Nähherz so festsetzen, dass ich sie einfach auf die to-sew-Liste setzen muss.  Also, Ihr lieben Schnittdesigner, legt bitte eure Ideen und Stifte nicht weg, sondern macht gern weiter....